Eine unglaubliche Hitze heute, da kann man sich nur in den Schatten legen. Vielleicht noch die Füße im Wasser baumeln lassen, mit dem Stand-up über das Wasser gleiten oder durch ein erfrischendes Bachtal laufen.
Ihr habt schon gemerkt, die versprochene Rheintour kann es nicht sein. Die heben wir uns für einen kühleren Tag auf. Es geht an die Lahn, meinen Lieblingsfluss. Ruhig und gelassen lädt er zum Baden, Paddeln und Träumen ein. Hektik ist anderswo. An den Ufern kleine Städte und Dörfer voller Geschichte.
Immer wieder Kurven
Um die Kurven muss man herum “kurven“, wenn man aus dem Blauen Ländchen ins Lahntal fährt. Dafür wird man mit traumhaften Panoramablicken entlohnt. Auf dem Bild seht Ihr das ehrwürdige Kloster Arnstein über dem beschaulichen Obernhof.
Direkt am Fluss in Obernhof liegen ein Campingplatz mit kleiner Gaststätte und ein SUP-Verleih. Wer Stand-up-Paddeln noch nicht probiert hat: Es ist nicht schwer und schenkt ein einmaliges Entspannungsgefühl. Alles ist im Gleichgewicht – und die Perspektive ändert sich.
Zeit für eine kleine Pause: Etwas weiter am Lahnufer im Ort fndet Ihr Liegewiesen unter schattigen Schwarzerlen und Weiden, am Kiosk gibt es kühle Getränke, beim Italiener auf der anderen Lahnseite leckeres Eis. Dolce Vita an der Lahn J.
Wer etwas weiter und abseits der bekannten Wege läuft, entdeckt versteckte Badeplätze. Ein kurzer Spaziergang über die kleine Brücke in Obernhof und ihr seid im Westerwald. Die Lahn bildet die natürliche Grenze zwischen den beiden Mittelgebirgen Taunus und Westerwald.
Eine Sommerwanderung: Das Dörsbachtal
Besser bekannt ist der untere Teil des Tals unter dem Begriff Jammertal. Woher kommt nur der traurige Name für diesen schönen Ort? Genau werden wir es nie erfahren, viele Anekdoten ranken sich um das idyllische Tal:
Da gibt es die Geschichte der schönen Müllerstochter, die von einem Grafensohn aus Katzenelnbogen geschwängert wurde. Vom Liebhaber verlassen, von den Eltern verstoßen, wird sie wahnsinnig, tötet ihr Kind und stirbt dann selbst. Auf der Seite der Gemeinde Kördorf findet Ihr eine schöne Fassung der bekanntesten Sage ums Jammertal:
Auf eine ergreifende Stätte stößt man, völlig unvorbereitet, mitten im Tal. Hier findet sich ein Gedenkstein für 200 österreichische Soldaten, die im Lazarett des Klosters Arnstein während des ersten Koalitionskriegs (1792 – 1797) verstorben sind.
Dieser dramatische Einstieg eröffnet eine landschaftlich abwechslungsreiche Tour mit steilen Felsen und schmalen Wanderpfaden. Aber das Beeindruckendste ist die Ruhe: keine Autogeräusche, nur ab und zu ein paar andere Wanderer, Vogelgezwitscher und das Plätschern des Bachs. Dazu dieses unglaubliche Grün der Wiesen.
Start- und Endpunkt der Tour ist das Kloster Arnstein. Für die genaue Tourenbeschreibung:
Achtung: unbedingt eine Karte mitnehmen oder die Wandertafel abfotografieren. Im Tal gibt es keinen Handy-Empfang. Die Rundtour von ca. 12km dauert ca. 3,5 – 4,5 Stunden
Goethe war überall
wo es schön ist. Beim abendlichen Spaziergang durch die Weinhänge zum Goethepunkt schlägt das Romantiker-Herz höher. Manchmal darf es richtig kitschig sein 🙂
Den Wein brachten einst die Römer ins Lahntal und später kultivierten ihn die Mönche des Kloster Arnstein. Heute wird er nur noch in kleinen Mengen angebaut und ist eine echte Rarität. Eine Flasche findet sicher als edles Mitbringsel Platz in eurem Rucksack.
Es ist spät geworden und es ist so schön hier. Wir wollen bleiben und übernachten im Hotel am Goetheberg. Klein & persönlich, wie der Ort selbst:
Von Nassauern und nassauern
Und morgen? Da wandern wir über den Lahnwanderweg, der immer wieder die Seiten wechselt, mal auf der Westerwald-, dann auf der Taunusseite verläuft, in Richtung Bad Ems. In Nassau ist eine lange Zwischenstation eingeplant.
Wir sind nämlich verwirrt. Überall stolpert man über den Begriff Oranien-Nassau – und was hat die Hauptstadt der Bahamas mit dem Städtchen Nassau zu tun? Einen Zusammenhang gibt es sicher. Sonst würden die Nassauer Ihren neuen Spazierweg an der Lahn wohl nicht Bahamas Lane nennen. Das finden wir heraus und fangen mit der Suche bei der Burg Nassau an.
Eine schöne Nassauer Legende erzähle ich Euch noch, quasi als Gute-Nacht-Geschichte.
Habt Ihr den alten Begriff „nassauern“ schon gehört? Der Duden kennt ihn noch, ich musste erst nachschlagen. Er bedeutet soviel wie jemand „lässt sich aushalten“ oder „schnorrt“ sich durch.
Der Wortursprung wird dem „Freitisch“, der kostenlosen Versorgung der „Nassauer“ Studenten an der Georg-August Universität in Göttingen, zugeschrieben. Nassau hatte keine eigene Universität und schickte die Studenten als Stipendiaten nach Göttingen. Neben dem kostenlosen Studium erhielten sie dort am Freitisch gratis Essen und Trinken. Da schummelten sich auch gern Nicht-Nassauer hinzu, um von der Großzügigkeit des Herzogs zu profitieren. Man ging nassauern.
Eine schöne Anekdote, aber da halten wir es doch lieber mit dem sich gegenseitig einladen, dass macht viel mehr Spaß!
Jetzt freuen wir uns auf morgen. Die Lahn – wir sind Fans!